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Die Frau, die den Genialen liebte. Gedicht von Iryna Gyrylo

 

Iryna Hyrylo

 

 

 

Die Frau, die den Genialen liebte

 

 

 

Sie wollte ihm zum Rückhalt werden

 

mit starker Schulter,

 

Liebend sich selber um ihn schließen

 

Schutz vor dem Regen.

 

War sie auch zart, in ihr schlummerte Kraft,

 

daran bestand kein Zweifel.

 

Und ihre Liebe verlieh ihr Flügel.

 

 

 

Und sie allein

 

bekannte sich ihm im aufgewühlten Wogen

 

der Stimmen ihrer Gefühle.

 

Sie liebte ihn … da ward das Drama …

 

Er - liebte sie nicht.

 

Er verströmte Leidenschaft, malte das Herz aus,

 

verfasste Verse

 

für sie, die Verflossenen, die ihren Platz

 

hatten in seiner Seele.

 

Und sie wusste alles ... ließ sich nicht schrecken

 

von zukünftigem Leid.

 

Alles war stimmig … da sie vereint war´n

 

Westen und Osten1.

 

 

 

In dieser seiner Dichterfamilie

 

blieb sie die Fremde,

 

Die Seele zutiefst in ihr zerrissen, zertrennt

 

ganz ohne Messer.

 

Man gewann sie nicht lieb, verstand sie nicht,

 

auf sie hackten alle ein,

 

auf die tragische Lady schmächtigen Leibes,

 

unter dem Strohhut …

 

 

 

Genial war er. Er war unvergleichlich.

 

Ihm ähnlich war keiner.

 

Überflüssig, so das gefühllose Urteil, war sie

 

allein .. allein …

 

 

 

Sie hatten es schwer – denn sie lebten in Armut, in Hunger,

 

das war all ihr Leben.

 

Und doch hielt sie immer sich an seiner Seite,

 

hielt sich bei ihm, hielt ihn.

 

Ein Leben in Dramen, wenn auch im Ruhme,

 

und selbst der Tod noch so schwer.

 

Zuerst versagt´ ihm Dienst und Recht

 

seine Rechte.

 

Dann schritt voran, ihn fressend, die Krankheit,

 

mit unerträglichem Schmerz …

 

In ihr gab auf die Kraft ihrer Nerven, ließ nach und nach, ließ nach …

 

Ein Leben, ein wahrer Kampf.

 

Und sie, in die Irrenanstalt geborgen,

 

mitten in Finsternissen

 

stirbt dort verlassen und gänzlich vergessen

 

von Gott und ihren Kindern …

 

 

 

… Ihn verehr´n alle nur zu gerne -

 

die Alten, wie die Jungen …

 

Aber ich möcht´heut´ die ganze Ehre

 

erweisen ihr allein.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1Iwan Franko stammte aus Galizien, sie aus der Nähe von Charkiw. Die Ukrainer sehen in ihnen eine symbolische Vereinigung der Ost- und Westukraine.

 

Iryna Gyrylos Gedicht hat mich auf Anhieb in seinen Bann gezogen, es weckte sofort den Wunsch in mir, es ins Deutsche zu übetragen. Dies gestaltete sich allerdings nicht so einfach, wie bei den jüngst von mir übersetzten ukrainischen Gedichten. Obwohl  die Autorin kunstvoll mit Reim und Versmaß gearbeitet hat, sträubte sich das Gedicht regelrecht dagegen, diese Formen auch im Deutschen wiederzugeben. Angesichts des  beeindruckenden und zugleich bestürzenden Inhalts erschien mir die Reimform im Deutschen als viel zu banal.

 

Die Künstlerin ehrt Frankos Gattin außer mit ihrem Gedicht auch mit einem von ihr selbst erstellten Portrait in Acryl auf Leinwand. Fasziniert googelte ich nach der Besungenen und stellte berührt fest, dass eine unleugbare Ähnlichkeit zwischen den beiden Frauen besteht. Von mir gefragt, ob Iryna Gyrylo eine Nachfahrin von Olga Choruschynska sei, verneinte sie dies voller Bescheidenheit. Es habe sich einfach so ergeben...

 

Anbei nun das aufwühlende Gedicht der jungen, ukrainischen Dichterin im Original:

 

 

 

Жінка, яка любила Генія.

 

 

Йому опорою стати хотіла,

 

Міцним плечем.

 

Вона б собою його закрила

 

Перед дощем.

 

Вона тендітна, та в ній є сила,

 

Вагань нема.

 

Її кохання їй дало крила,

 

Й вона сама

 

Йому зізналась в бурхливій гамі

 

Своїх чуттів.

 

Вона любила… то була драма…

 

Він – не любив.

 

Розкидав пристрасть, розсипав серце,

 

Писав вірші

 

Для тих, колишніх, що мали місце

 

В його душі.

 

Вона все знала… і не злякалась

 

Майбутніх бід.

 

Все було складно… бо поєднались

 

Захід і Схід.

 

В тій поетичній його родині

 

Була чужа.

 

Душа порізана всередині

 

Без ножа.

 

Не полюбили, не розуміли,

 

Клювали всі

 

Нещасну леді, худеньку тілом,

 

В капелюсі…

 

Він – геніальний. Він – унікальний.

 

Схожих – нема.

 

Вона тут зайва, вердикт безжальний.

 

Сама…. Сама…

 

Їм було важко – бо ж злидні, голод,

 

Було всього.

 

Але довіку трималась поряд

 

Вона його.

 

Життя у драмах, хоч була й слава,

 

Та й смерть важка.

 

Йому відмовила спершу права

 

Його рука.

 

Потім хвороба прогресувала,

 

Нестерпний біль…

 

А в неї нерви потроху здали…

 

Життя ж – як бій.

 

У божевільні вона, закута,

 

Серед пітьми

 

Вмирає, кинута і забута

 

Богом, дітьми….

 

……..Його шанують усі охоче –

 

Старий, малий…

 

А я сьогодні віддати хочу

 

Всю шану їй!!!

 

 

Іра ГИРИЛО. 2 квітня 2021 року.

 

 

Скоро, 10 квітня – день народження Ольги Хоружинської (1864 – 1941), дружини Івана Франка. Натхнення прийшло трохи завчасу, не можу чекати тиждень, щоб виставити. Зараз життя таке, що не можна нічого відкладати на потім.

 

 

 

 

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