An einem Regentag
Es ist die Zeit, die keine Farbe hat
und meistens ist sie regentropfenklar.
Sie fließt dahin, so sanft, so still, so glatt.
Was wird, was ist, wird bald schon das, was war.
Sie füllt sich unbemerkt, beachte es, denn du wirst satt,
obwohl du meinst, du hungertest nach mehr.
Füllst du sie selbst? Wer tut es sonst an deiner Statt?
Und welcher Zeit rennst du noch immer hinterher?
Es war der Mensch, der völlig unbedacht
ein Maß ihr setzen wollte - und sie zählt.
Es ist der Mensch, egal, ob das auch angebracht,
der jammert, ach, wie sehr sie ihm doch fehlt.
Fühlst du die Zeit, den prallen Augenblick,
leg´ lustvoll dich in ihn hinein, koste ihn aus!
Denk nicht mit Wehmut an ein „Aus“ oder „Zurück“,
verschenk´ an Grauen sie doch nicht, noch an den Schmaus.
Fordert sie dich heraus, wird’s eng, der Blutdruck steigt,
so sei gewiss, du schaffst nur, was dir zugemessen ist.
Die Abendstunde, die sich schließlich gnädig neigt,
will dir zum Guten sein, ganz ohne Hinterlist.
Es ist die Zeit, die noch nicht eine Farbe hat.
Doch siehst du zwischendurch auf sie zurück,
entdeckst ein Farbenspiel in Glanz und weichem Matt
voll Staunen du. Und du empfindest Glück.
CH, 24.-28.06.2021
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Gabi K. (Donnerstag, 08 Juli 2021 17:25)
Liebe Charis, vielen Dank für das schöne Gedicht über die Vergänglichkeit….. und darüber jeden Augenblick zu nutzen und zu genießen.