#Draußenseiten
Von draußen blicke ich in fremde Fenster.
Der Zufall tut sie auf als Seiten eines Buchs.
Doch geben sie nicht preis ihre Gespenster,
die sich verbergen während flüchtigen Besuchs.
Gehäkelte Gardinen, halbhoh, lassen ahnen
vom ruhigen Wesen der Bewohner hinter Glas,
vom Leben, kaum verspielt, in stillen Bahnen,
in weißen Söckchen, in Sandalen auf dem Gras.
Nicht alle Seiten sind von außen offensichtlich .
Da steht ein Kaktus auf dem Fensterbrett.
Ich komme ihm nicht näher, fürcht´, er sticht mich.
Ich fänd´ die Drachenpalme dort recht nett.
Tief in der Fensterhöhle, dort im dunklen Zimmer,
erschreckt mich finster, unversehns ein bunter Druck,
der Schrei von Munch, er tönt noch immer,
vor wildem Himmel geb´ mir furchtsam einen Ruck.
Wolkengebirge, stille Spiegelungen,
liegt Wirklichkeit davor, liegt sie zurück?
Was war nur eingebildet und was ist erklungen?
Ist das, was spiegelnd scheint, auch wirklich – Glück?
Wer sind die Menschen, was bewegt ihr Leben?
Find´ einen Draht zu ihnen ich, ach, säh ich sie?
Was hätt ´ ich ihnen, hätten sie für mich zu geben,
träf´ ich sie auf der Straße oder irgendwie?
Wenigstens draußen können wir einander sehen.
Ich blick dir ins Gesicht, schon lang nicht mehr vertraut -
und was du sagst, wird es sogleich im Wind verwehen?
Mein Auge greift nach dir. Hat es dir ohne mich gegraut?
CH August/September 2021
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