Dichterin im Kriegsalltag

Im Zusammenhang mit dem Übersetzungsprojekt, an dem ich seit längerer Zeit arbeite, werde ich auf sehr interessante Autoren aufmerksam. Wie zum Beispiel auf diese:

Ihre Gedichte sind bei Literaturwettbewerben in der Lyrikgruppe bereits mehrfach prämiert worden. Endlich habe ich eines von ihr übersetzt und schreibe sie an, um mehr von ihr zu erfahren. Sie lebt in der Umgebung von Charkiw, schreibt unter einem Pseudonym, und scheut zunächst davor zurück, meine Facebook-Anfrage anzunehmen, da ich statt eines persönlichen Profilbildes dort nur mit der ukrainischen geistlichen Hymne und der ukrainischen Staatsflagge zu sehen bin. Ich frage sie, wie sich der Krieg auf ihre literarische Tätigkeit auswirkt.

"Mittlerweile habe ich schon etwa 100 Kriegsgedichte geschrieben. Sie zu veröffentlichen bleibt allerdings ein Traum, obwohl ich schon mehrere Bücher veröffentlicht habe. Im Moment geht es hier ums nackte Überleben."

Sie erkundigt sich ihrerseits, wie ich dazu komme, ukrainische Lyrik zu übersetzen. Inzwischen ist es Abend geworden. Als ich ihr erklärt habe, woher meine Verbindung zur Ukraine rührt, schreibt sie mir: "Ich weiß nicht, was geschehen wird. Aber ich danke Ihnen für Ihre Unterstützung des ukrainischen Volkes."