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Dort im Donbas

Wir haben sie liebgewonnen, als sie im Winter 2013/14 unermüdlich und unentgeltlich Schwerkranke und Verletzte im heimlich errichteten Lazarett in St. Katharina/Kyjiw versorgte. Die zierliche Frau mit dem blonden Wuschelkopf strahlt immer Heiterkeit aus. Sie steckt voller Ideen, die sie tatkräftig umsetzt. Damals war von staatlicher Seite leider keinerlei Unterstützung ihres Engagements zu erwarten. Doch sie knüpfte Kontakte, motivierte und empfing Menschen aus Tschechien, Dänemark, Deutschland und anderen Ländern, die auf ihren Aufruf hin Medikamente und andere medizinische Hilfsmittel gesammelt hatten. Als das Lazarett dann im Mai 2014 aufgelöst werden konnte, erweiterten sie und ihre Mitstreiter ihren Einsatz auf die Unterstützung von Hinterbliebenen der Gefallenen und auf die Zusammenstellung von kleinen Feldapotheken mit Wundverbänden für Kriegsverletzungen.

Valentyna gehört nicht zu den Menschen, die abwarten, bis von oben etwas beschlossen ist. Sie nimmt seit langem die Sache selber in die Hand. Ihre Initiative E+ hat dafür inzwischen längst staatliche Anerkennung erhalten.

In den letzten Tagen fand ich ein Foto von ihr auf Facebook, das sie, wie immer mit strahlendem Lächeln, zusammen mit einer anderen uns bekannten Medizinerin und weiteren Freiwilligen in Kramatorsk zeigt. Hinter ihnen der Himmel und die ukrainische Flagge. Etwas später lese ich von ihr:

 

Bezirk Donezk. Blockposten. Wir werden angehalten.

"Guten Abend! Woher? Wohin?"

Wir erklären.

"Was habt Ihr geladen? Waffen?"

"Nein."

"Sprengstoff? Granaten?"

"Nein."

"Alkohol? Rauschgift?"

"Nein."

"Verbotene Waren? Bananen? Apfelsinen?"

"Nein ... Halt! Ja, Zitrusfrüchte haben wir dabei. Iryna, wollen wir nicht mit den Jungs teilen?!"

"Nicht nötig. Seht mal, als ihr hierhergefahren seid, saht Ihr so traurig und erschöpft aus. Aber jetzt - lächelt Ihr! Das bedeutet: Unsere Mission ist erfüllt. Gute Fahrt Euch!"

Wir lachen. Und weinen: Es hat uns wahnsinnig berührt.

 

Und etwas später schreibt sie:

 

... Wenn der Postbeamte der Nowa Poschta in Kramatorsk sagt: "Ich kenne Sie! Facebook schlägt Sie mir ständig vor.", ist das dann schon so etwas wie Ruhm?

 

 

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