
Sehr beeindruckt hat mich kürzlich in unserem Schwedenurlaub diese natürlich gewachsene Frauenskulptur auf dem Friedhof in Vellinge. Dass sie nicht irgendwo in der Natur zu finden ist, sondern an einem solchen Ort der Ehrfurcht, des Gedenkens und der Trauer, empfand ich als zeichenhaft. Diese auf dem Grund der Jahrhunderte entstandene und verwurzelte Mutterdarstellung, der starke, Schatten spendende Baum, der sich immer weiter entfaltet, der Not, Krieg und Trockenheit gesehen hat, ist für mich ein schönes Bild, passend zum ukrainischen Familienbegriff. Wenn die Dichterin Liudmyla Halynska hier von den Frauen ihrer Familie spricht, klingt für mich auch die orthodoxe Vorstellung der Gemeinschaft der Heiligen mit, in der die vor uns Gewesenen und die nach uns Kommenden in Gottesdienst und Leben an unserer Seite gegenwärtig sind.
Ukrainische Frauen sind stark! Selbstbewusst gehen sie ihren Weg, regeln die Familienangelegenheiten und sind aufopfernd für ihre Familie da. Seit dem 24. Februar 2022 verstehen sich die Ukrainer im ganzen Land und über die Grenzen der Ukraine hinaus als eine große Familie. Und so setzen auch die Frauen all ihre Kreativität und Kraft ein, um ihr Land zu schützen.
Auf mein Nachfragen hin erläutert mir die Autorin, den Regen in der zweiten Strophe nicht von ungefähr erwähnt zu haben. In der Ukraine gibt es einen alten Volksglauben, der besagt, die Seelen Verstorbener besuchen die Lebenden im Traum. Dies werde häufig vom Regen angekündigt.
In der letzten Strophe hat sie im Original formuliert, die Seelen der verstorbenen Frauen werden den Lebenden die Sünden abnehmen. Das wirft bei mir Fragen auf. Sie erklärt mir jedoch: "Nein, niemand kann einem die Sünden fortnehmen. Das ist lediglich meine Wunschvorstellung. Doch beten sie ohne Unterlass für uns und bitten bei Gott für uns um Vergebung."

Frauen meiner Familie kommen zu mir in den Träumen.
Traurig stehen sie da, halten gestreng ein ihr Schweigen.
Oh, der Glanz ihrer Seelen reinigt sogar im Finstern den Weg.
Und zwischen uns Leere, doch ist das auch meine Straße …
Frauen meiner Familie, vom Regen verheißen, kommen sie ungefragt.
Still auf die Vortreppe setzen sie sich, wo man Äpfel trocknet,
Wo´s aus tönernen Schalen duftet nach Mohn, wo man Borschtsch zubereitet.
Sie sitzen, mit Blicken begleitend. Sie tragen den goldenen Siegelring.
Frauen meiner Familie schützen mich, achten auf mich allezeit.
Bewahren mich vor dem Unheil, sehn nach mir mit ihrer Liebe.
Ich bin ihr Echo. Und nichts wird uns trennen.
Bin himmlisch mit ihnen verbunden und durch das gemeinsame Blut.
Frauen meiner Familie, irgendwann kommen sie wegen und nach mir.
Zu den Toren des Paradieses werden sie mich begleiten.
Schweigend werden sie warten, mit Trauer von Sünden erleichternd,
Und meine Seele nehmen sie gerne auf bei den verwandten Frauen.
Liudmyla Halinska
27.07.2025

Жінки мого роду приходять до мене у снах.
Тужливо стоять та мовчанку тримають строго.
О, сяйво їх душ навіть в темінь розчистить шлях.
І пустка між нами, то теж є моя дорога...
Жінки мого роду приходять собі на дощ.
Сідають тихенько на ґанку, де сущаться ябка,
Де пахне з макітри маком і вариться борщ.
Сидять , споглядають. У них золота печатка.
Жінки мого роду мене стережуть весь час.
Пантрують од лиха і бавлять своєю любов'ю.
Я їхнє відлуння. Ніщо не розлучить нас.
Я з ними пов'язана небом та спільною кров'ю.
Жінки мого роду прийдуть якось і за мною.
Провадити будуть мене аж до райських воріт.
Чекатимуть мовчки, забравши гріхи із журбою
І радо приймуть мою душу до рідних кобіт.
Людмила Галінська
20.07.2025

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